Expert Views

Published on Jun 02, 2021

Cloud Native als Enabler neuer digitaler Geschäftsmodelle

Es ist bekannt, dass viele Unternehmen an der Etablierung neuer digitaler Geschäftsmodelle scheitern. Doch woran liegt es, dass sie die digitale oder softwarebasierte Wertschöpfung nicht umsetzen können?

Zum einen mag es an der mangelnden Innovationsfähigkeit liegen, zum anderen können es aber auch technische und organisatorische Gründe sein. Digitale Wertschöpfungsmodelle verändern sich zehn Mal so schnell wie physische Produkte und ihre Wertschöpfung. Diese „langsame“ Entwicklung physischer Produkte ist auch innerhalb der Organisationen berücksichtigt und dementsprechend lang sind die Planungshorizonte in den Unternehmen. Um eine klassische Organisation um den Faktor 10 zu beschleunigen, bedarf es einiger grundlegender Änderungen in den Abläufen.

IT- und Softwareabteilungen gehen hier meistens mit gutem Beispiel voran und haben schon länger die agile Arbeitsweise adaptiert. Aber selbst wenn sie agil ist, ist traditionelle Softwareentwicklung immer noch viel zu langsam, um schnell Funktionalität zu liefern und produktiv zu skalieren.

Cloud Native verspricht hier Abhilfe zu schaffen und genau diese Herausforderungen zu adressieren. Es bietet die modernsten / state of the art Technologien und Möglichkeiten, um hiermit neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, die vorher niemals möglich gewesen wären.

Orchestrierung unterschiedlicher Services

Dienste orchestrieren Code, Microservices & Container unabhängig von ihrer Herkunft. Das heißt, ob sie eine Eigenentwicklung sind, aus dem weltweiten OpenSource Angebot kommen oder von einem Hyperscaler bereitgestellt werden spielt keine Rolle. Man kann sie zu einer Gesamtkomposition vereinen und daraus Kundenutzen generieren, die so vorher nicht erreichbar gewesen sind.

Ob Services selber geschrieben werden, oder von einer Cloud PaaS hinzugezogen werden, muss jedes Unternehmen für den einzelnen Use Case entscheiden. Eine gute Indikation, in welche Richtung man je Service tendieren soll, gibt Geoffrey Moore mit seiner Core/Context Matrix aus „Dealing with Darwin“: Infographic-Core-Context-Matrix-G-MooreFür Services und Dienste die für ein starkes Differenzierungsmerkmal sorgen („Core“) sollte eine Eigenentwicklung angedacht werden. Services und Dienste die im „Context“-Teil der Matrix benötigt werden, sollten von einer Cloud PaaS hinzugezogen werden.

Der Vorteil für ein neues Geschäftsmodell ist hier, dass nicht jeder Service von Grund auf neu entwickelt werden muss, sondern nur die, die zum USP beitragen. Das heißt, dass man seine Ressourcen voll und ganz darauf konzentrieren und so seinen Wettbewerbsvorteil noch weiter ausbauen kann.

Des Weiteren kann das eigene Geschäftsmodell schnell angepasst oder erweitert werden, in dem neue zusätzliche Microservices integriert und gemeinsam mit den vorhandenen Elementen orchestriert werden.

API first

Wenn es um Integration und Interaktion zwischen Services geht, kommt man um eine API-Zentrierung nicht herum. Die Vorteile für neue digitale Geschäftsmodelle sind hier die unzähligen Möglichkeiten, Daten aus vorhandenen und neuen Systemen mittels der API Struktur fließen zu lassen und diese entsprechend auszuwerten. Das liefert neue Erkenntnisse über das Kundenverhalten und die Kundenanforderungen und ermöglicht so eine schnellere Reaktion auf diese.

Zusätzlich wird durch den API-first-Ansatz der Plattformgedanke weiter vorangetrieben, bei dem die Kollaboration zwischen Kunden und Partnern im Vordergrund steht. Wird eine API seinen Kunden bereitgestellt, ist es für diese einfacher, sich an die Software oder Plattform „anzudocken“ und sie voll und ganz zu nutzen.

Baut man den Plattform und Ökosystem Gedanken weiter aus, liegen hier weitere Möglichkeiten, um seinen Kunden einen deutlichen Mehrwert zu bieten – Unter Umständen sogar durch die Kollaboration mit Marktbegleitern oder anderen Partnerschaften.

Durch APIs werden auch Aufwände bei Wartung und Skalierung deutlich reduziert.

Skalierbarkeit

Durch die Einhaltung der Cloud Native Eigenschaften (Container, Microservices, Infrastructure as Code, Continuous Delivery, DevOps & SRE) ist es möglich seine Dienste sehr schnell dem Bedarf anzupassen.

In der Regel ist jedes Digitalprodukt am Anfang zu teuer bevor es Umsatz erwirtschaftet und wenn es dann schnell wächst ist es potentiell zu langsam. Container und Function Computing nehmen in diesem Fall das Problem durch ihre Elastizität ab.

Auch hier steht die Entwicklung nicht still und IBM hat jüngst ihren einheitlichen Code Engine Service herausgebracht, der diese beiden Aspekte vereint. Die IBM Cloud Code Engine ist eine vollständig verwaltete, serverlose Plattform. Der Nutzer stellt nur seine Container-Images, Batch Jobs oder den Quellcode bereit und die zugrunde liegende Infrastruktur wird durch IBM verwaltet und geschützt. Container-Cluster müssen hiermit durch den Nutzer nicht mehr selbst dimensioniert, bereitgestellt oder skaliert werden.

Design Thinking + Agile + Lean = Cloud Native Organisation

Ein weiterer Vorteil von Cloud Native für neue digitale Geschäftsmodelle ist, dass spätestens hiermit die Einführung der agilen Kultur in einem Unternehmen beginnt. Ist ein Unternehmen agil, kann es sich immer wieder neuen Herausforderungen schnell anpassen.

Cloud Native kombiniert die agile Kultur mit dem Lean Gedanken, dass alle Prozesse auf die Wertschöpfung für den Kunden abzielen: Was will der Kunde wirklich und womit kann ihm der größtmögliche Nutzen geboten werden?

Ziel ist es, mit einem MVP zu starten, um schnelles Feedback der Kunden und Nutzer einzuholen. Aufbauend auf diesem Feedback gibt es inkrementelle Updates der Software, die von Mal zu Mal mehr Nutzen liefert und immer genauer den Kundenwunsch erfüllt.

Um die Zeitspanne zwischen den Updates so gering wie möglich zu halten, setzt Cloud Native auf die Vorgehensweise der Continuous Delivery. Hierdurch wird das Unternehmen noch agiler und kann mit seinem neuen digitalen Geschäftsmodell schneller auf Kundenbedürfnisse und Marktveränderungen eingehen.

Um überhaupt gänzlich neue Ansätze und Ideen zu entwickeln bedient sich Cloud Native noch den Design Thinking Ansätzen.

Cloud Native ist somit Design Thinking + Agile + Lean.

Cloud Native – Technologie, Paradigma oder Kultur?

Viele verstehen unter Cloud Native eine Ansammlung von verschiedenen Technologien oder eine technologische Plattform.

Betrachten wir es rein technisch, definieren wir bei Cloudflight Cloud Native als Architektur Paradigma, wie Mainframe oder Client-Server-Architektur.

Betrachten wir es holistisch, definieren wir es als eine Kultur. Denn bei einer Cloud Native Transformation muss nicht nur die Technologie in einem Unternehmen angepasst werden, sondern auch die Denk- und Arbeitsweise. Den Anfang macht in der Regel die oberste Führungsetage, die eine Strategieanpassung initiiert, um neue digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Sollten Sie also gerade über neue Geschäftsmodelle nachdenken, beziehen Sie auf jeden Fall den Cloud Native Ansatz mit in Ihre Überlegungen ein. Sehr gerne unterstützen wir Sie dabei.