Das Thema Software-defined Infrastructure (SDI) ist derzeit in aller Munde. Für die Flexibilisierung auf Infrastruktur-Ebene setzen sich hierzu immer häufiger Software-basierte bzw. durch Programmcode gesteuerte IT-Umgebungen durch. Dabei ist eine SDI nur der Vorläufer bzw. die Grundlage für eine neue Revolution innerhalb des IT-Betriebs. Denn eines ist Gewiss: Ein ständig steigender Automatisierungsgrad und Algorithmen aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz werden auf infrastruktureller Ebene Folgen haben, die nicht jedem Administrator schmecken werden.
Was ist eine Software-defined Infrastructure?
Innerhalb einer Software-defined Infrastructure (SDI) befindet sich die Intelligenz nicht mehr direkt in den Hardwarekomponenten der IT-Infrastruktur, sondern auf einer höheren Management-Ebene. Somit kann die Konfiguration der kompletten Infrastruktur oder einzelner Teilbereiche schneller vorgenommen werden. Das Konzept sieht vor, dass die gesamte Infrastruktur-Umgebung auf Basis von Software und Automation, also weitestgehend ohne menschliche Interaktion, aufgespannt und gesteuert wird.
Moderne Infrastrukturen werden heute bereits aufgebaut und konfiguriert, indem sie mit Programmcode oder Skripten programmiert und anhand von „Infrastructure as Code“ entwickelt werden. Die Infrastruktur arbeitet dabei unabhängig von einer bestimmten Hardwarekonfiguration, besitzt keine technischen Abhängigkeiten und ist programmatisch erweiterbar. Die Idee hinter dem Konzept besteht darin, die Infrastruktur je nach den Anforderungen einer Applikation zu definieren, automatisch herzuleiten und aufzubauen. Zu den Vorteilen einer SDI zählt die Möglichkeit, den Übergang von einer fertig konfigurierten Infrastrukturlandschaft zu einer anderen quasi ohne Unterbrechung sicherzustellen. Das bedeutet, dass sich eine komplette Infrastrukturlandschaft (Server, Storage, Networking) rein durch Software austauschen lässt. Damit lässt sich eine SDI-basierte IT-Umgebung wie eine typische Applikation auch versionieren und damit einem Rollback unterziehen bzw. klonen. Zu den typischen und zugleich wichtigsten Elementen einer SDI-Umgebung gehören derzeit Software-defined Networks (SDN) und Cloud-Technologien für den Infrastrukturbau.
SkyNet IT: Was ist eine Autonomous Infrastructure?
Ein auf die Software-defined Infrastructure aufbauendes Konzept ist eine „Autonomous Infrastructure“. Basierend auf Konzepten aus dem Machine Learning, Cognitive Computing und Künstlicher Intelligenz, geht es hierbei um den Aufbau und den Betrieb von selbstlernenden bzw. regelbasierten und somit selbstheilenden Infrastruktur-Umgebungen. Das bedeutet, dass IT-Infrastrukturen und -Umgebungen ohne manuelle bzw. menschliche Interaktion
- automatisch und eigenständig nach den jeweiligen Anforderungen (Rechenleistung, Speicherplatz, Netzwerk, Datenbanken usw.) der Workloads und Applikationen hoch- und wieder herunterfahren.
- stetig das verändernde Verhalten und den Zustand der einzelnen Infrastruktur-Komponenten analysieren und damit sich selbst verstehen lernen.
- auf Zustände einzelner Infrastruktur-Komponenten reagieren bzw. proaktiv agieren und im Fehlerfall eigenständig Aktionen auslösen, um die betreffende Komponente und damit die gesamte Infrastruktur, wieder in einen fehlerfreien Zustand zu überführen.
Eine „Autonomous Infrastructure“ ist ein völlig neues Konzept und nicht mit typischen Automatisierungslösungen zu vergleichen, welche üblicherweise mit vordefinierten Skripten arbeiten. Denn eine „Autonomous Infrastructure“ macht sich das vorhandene Wissen im Unternehmen zunutze und wendet dies automatisch an. Eine „Autonomous Infrastructure“ muss demnach zunächst von den Administratoren im Unternehmen „angelernt“ werden und arbeitet anschließend eigenständig. So können Störungen bei individuellen Applikationen behoben und aufgrund von angelerntem Wissen auch auf zuvor unvorhergesehene Ereignisse reagiert werden.
Somit wird das Wissen von IT-Experten erfasst und mit einem Modell der Unternehmens-IT verknüpft. Die Entstörung eines Exchange Servers, eine administrative Tätigkeit, für einen bestimmten Server, kann somit z.B. automatisiert übernommen werden. Die „Autonomous Infrastructure“ startet, überwacht und passt mögliche Änderungen während der Analyse an und erstellt Befehle, um das Problem zu lösen. Kann eine Störung nicht automatisch behoben werden, wird dafür gesorgt, dass alle Informationen und Analyse-Ergebnisse menschenlesbar an einen Administrator übertragen werden.
Bei einer „Autonomous Infrastructure“ handelt es sich also um eine wissensbasierte Architektur, die in der Lage ist, automatisiert Incidents und Changes im IT-Betrieb nach Ursachen zu analysieren und anschließend aktiv geeignete Lösungsstrategien zu entwickeln und diese ebenfalls umzusetzen.
Anhand des Community Gedankens bzw. der Schwarmintelligenz können sich mehrere „Autonomous Infrastructure“ zusammenschließen, um den Wissenspool zu vergrößern und die Wissensbasis mit neuen Informationen zu versorgen. Darüber lässt sich der Automationsgrad ständig optimieren und das Wissen langfristig innerhalb eines Unternehmens erhalten und konservieren.
Wer sich bei dieser Beschreibung an „SkyNet“ aus dem Film „Terminator“ erinnert fühlt, liegt gar nicht so weit davon entfernt. Schließlich handelt es sich bei einer „Autonomous Infrastructure“ um eine Form von intelligentem System, welches in der Lage ist, auf Basis von bereitgestellten Wissen eigenständig zu lernen und Entscheidungen zu treffen.
Nicht das Ende der Welt – Aber NoOps steht vor der Tür
Einer bevorstehenden Apokalypse durch ein SkyNet ähnliches System oder einer „Autonomous Infrastructure“ droht der Menschheit aber gewiss nicht. Dennoch sollte dem klassischen IT-Administrator diese Entwicklung durchaus schlaflose Nächte bereiten.
Denn mit dem Siegeszug der Cloud, einem stetig steigenden Automatisierungsgrad sowie der Entwicklungen in den Bereichen des Machine Learning und der Künstlichen Intelligenz werden die typischen Aufgaben eines Administrators bald passé sein. Hinzu kommt, dass Unternehmen zwangsläufig nicht mehr auf das interne IT-Wissen für den Betrieb von IT-Umgebungen und IT-Infrastrukturen angewiesen sind. Schließlich bieten Konzepte wie die Schwarmintelligenz oder Communities zahlreiche Möglichkeiten, sich Ideen, Informationen und Erfahrungen extern von IT-Experten einzuholen und die „Autonomous Infrastructure“ darüber mit Wissen zu erweitern.
Der Begriff „NoOps“ (No Operations) wird demnach an Bedeutung gewinnen. Selbstverständlich wird der IT-Betrieb selbst niemals verschwinden. Schließlich muss IT aufgebaut, gewartet und weiterentwickelt werden. Allerdings ist dafür nicht mehr viel menschliche Interaktion notwendig – Automation und Künstliche Intelligenz sei Dank!