Wie wir in normalen Zeiten zusammenhalten, erstreckt sich auch auf Krisenzeiten.
Langsam gewöhnt man sich an die leeren Straßen und endlich hört man die Vögel mitten in den großen Städten zwitschern. Jetzt ist es an der Zeit, unsere neuen Erfahrungen und Routinen zu teilen und zu zeigen, wie wir agil und remote arbeiten – nicht nur in Corona-Zeiten.
Der erste Beitrag kam von Christoph Steindl, CEO von Catalysts und Vorstandsmitglied bei Cloudflight, an einem Samstagnachmittag, nachdem klar war, dass wir wegen des Ausbruchs von Covid-19 für eine Weile einen neuen Lebensstil führen würden. Er sagte: “Seid bereit, euch selbst oder einen Aspekt eures Lebens zu verändern, und denkt daran, dass wir zusammenhalten werden, auch wenn wir es vorübergehend vorziehen, für alle Fälle einen sicheren Abstand voneinander zu halten.”
Wir haben ihn gefragt, wie unsere Kultur und Routine uns jetzt und auch in Zukunft helfen können.
MB: Wenn man als Neuling in unserem Unternehmen anfängt, kann man viel über den Cloud-Way lernen (ursprünglich genannt “Cat-Way” aus der Zeit von Catalysts): es ist eine Sammlung unserer Traditionen und kulturellen Gewohnheiten. Wie kann Cloud-Way unser Unternehmen und unsere Community derzeit durch diese ungewöhnliche Krisensituation führen?
CS: Die Art und Weise, wie wir in normalen Zeiten zusammenhalten, erstreckt sich auch auf Zeiten der Not. Wenn ich etwas von einer anderen Person brauche, bekomme ich Unterstützung. Wenn wir Daten aus jedem Segment (oder Projekt) sammeln müssen, um ein vollständiges Bild der Situation zu erhalten, weiß ich, dass ich zuverlässige Informationen erhalten werde. Wir werden offen diskutieren, welche Optionen wir haben. Wir werden gemeinsam Pläne vorbereiten. Wir werden zu einer Entscheidung kommen und dann alle hinter der Entscheidung stehen und sie gleichzeitig in allen Teams umsetzen.
Harald Vogl ist der Leiter des Bereiches Colocation & Distribution bei Cloudflight und war der fünfte Mitarbeiter im Unternehmen. Wir haben mit ihm über Remote Work und Lösungen für den Alltag an unserem Arbeitsplatz gesprochen.
HV: Bei Cloudflight spielt es keine Rolle, wo sich Personen befinden, wenn sie gemeinsam an einem Projekt arbeiten. Wir können Projekte auf dieselbe Art zum Abschluss bringen – unabhängig davon, ob wir alle zusammen im selben Büro sitzen oder nicht – pünktlich und im Rahmen des Budgets. Dies gibt uns die Möglichkeit, die besten Köpfe eines Bereiches für ein Projekt zusammenstellen, egal wo sie gerade sitzen. Darüber hinaus haben wir mehrere größere und kleinere Büros in der Nähe von IT-Universitäten oder den Heimatorten unserer Mitarbeitenden eröffnet, um Reisezeit zu sparen und die Umwelt zu schützen.
MB: Es ist immer wieder inspirierend, wenn Führungskräfte Mitarbeitende als Individuum sehen und behandeln und auf ihre persönlichen Bedürfnisse eingehen können. Wie kann das Unternehmen den Mitarbeitenden Flexibilität bieten?
HV: Die Grundvoraussetzung für Remote Work ist die richtige Infrastruktur. An unserem Arbeitsplatz erhalten alle Mitarbeitenden einen Laptop und die Möglichkeit, sich in ein sicheres VPN einzuwählen, um eine Verbindung zu internen und externen Systemen herzustellen. Die wichtigsten Aspekte sind jedoch Vertrauen, Disziplin und soziale Akzeptanz. Aus diesem Grund haben wir einige Best Practices und Richtlinien festgelegt – ich habe sie übrigens in einem Vortrag auf der Agile Austria Conference 2018 vorgestellt -, die wir regelmäßig aktualisieren. Dazu gehören Regeln wie unsere täglichen Standups, die Möglichkeit für eintägige Team-Videoräume, der Umgang mit internen Chat-Gruppen, Aufgaben usw. Verschiedene interne und externe Tools helfen uns dabei.
HV: Eines unserer ersten Abenteuer war es, mit unseren Teammitgliedern in Nepal einen Teamerfolg per Videochat zu feiern. Solche Dinge, trotz schlechter Videoqualität und großen Überraschungen für unsere Teammitglieder in Nepal zu dieser Zeit, fördern den Teamgeist sehr. Wir haben Dinge wie Catphones für eine bessere Kommunikation oder CoffeeCams, und Projekt-Videoräume entwickelt, um irgendwie das Gefühl zu haben, zusammen zu sein, ohne wirklich physisch zusammen zu sein. Darüber hinaus haben wir mehrere interne Tools entwickelt, um den Verwaltungsaufwand zu reduzieren und so papierlos wie möglich zu werden, was letztendlich auch Ressourcen spart. Wir sind in der Lage, fast alle unsere Back-Office-Aufgaben, z. B. Zeiterfassung, Vertragsunterzeichnung, Änderung der Arbeitszeiten, Krankenakten ohne Stift und Papier zu erledigen – dies ist in der heutigen Zeit ein großer Vorteil.
HV: Wir hatten auch einige Herausforderungen mit Auftraggebenden, die Schwierigkeiten hatten, unsere Remote-Arbeit zu akzeptieren. Wir wollten schon immer unsere Vor-Ort-Besprechungen reduzieren und stattdessen so viele face2face-Besprechungen wie nötig, aber so wenige wie möglich abhalten. Wir bei Cloudflight haben versucht, Vorbilder beim Thema Remote Work zu sein, und nach und nach hat unsere Kundschaft die Vorteile erkannt und sich an unsere Arbeitsweise angepasst. Ich kann mich an eine Situation erinnern, in der ein Kunde nicht glücklich war, als er mitbekam, dass ein Projektteam aus Mitgliedern mehrerer Locations bestand. Für uns war klar, dass es funktionieren würde, und wir hatten nicht einmal daran gedacht, den Kunden darüber zu informieren, dass wir ein standortübergreifendes Team haben, denn für uns ist das nichts Neues – es ist eben das tägliche Business!
MB: Wie ist die Remote Work- Situation während der Corona-Maßnahmen?
HV: Zeiten wie diese zwingen uns, viele Dinge zu ändern und über das hinauszudenken, was wir gewohnt sind. Als Beispiel haben wir jetzt Breakout-Räume für Remote-Kaffee und einen Video-Stream zum Mittagessen, in dem die Leute miteinander reden und plaudern können, wie wenn sie zum Mittagessen ausgehen oder gemeinsam Kaffee trinken, um den persönlichen Kontakt zu fördern.
MB: Was ist für dich persönlich die größte Entdeckung in dieser Situation?
HV: Sich auf das zu konzentrieren, was für einen selbst wirklich wichtig ist: Remote Work hilft, Zeit für Familie und Dinge zu haben, die in letzter Zeit einfach zu kurz kamen. Ein stabiles Arbeitsumfeld hilft einem, ruhig zu bleiben, und erzeugt ein Gefühl der Sicherheit. Alle Anstrengungen der letzten Jahren, die Remote-Arbeit aber auch das Arbeiten im selben Büro zu ermöglichen, sowie der Aufbau vieler neuer Standorte, zahlen sich jetzt aus. Es ist wirklich beeindruckend zu sehen, wie wir es als gesamtes Unternehmen mit vielen Projektteams schaffen, sowohl innerhalb von Cloudflight als auch mit unserer Kundschaft zusammenzuarbeiten.
MB: Was raten Sie den Mitarbeitenden von Cloudflight und anderen Unternehmen, wie sie ihre Zeit sinnvoll verbringen können?
CS: Blicken Sie einmal zurück und versuchen Sie, aus der aktuellen Krise zu lernen, wie Sie sich am besten auf die nächste Krise vorbereiten können. Schauen Sie sich andere Unternehmen und Organisationen an: Was haben die getan und wie können wir von ihnen lernen?
MB: Was ist Ihr Vorschlag, wie wir uns jetzt am besten entwickeln sollten, und welche Dinge aus dieser Zeit können Ihrer Meinung nach auch in Zukunft wertvoll sein?
CS: Ewige Wahrheiten bleiben auch in schwierigen Zeiten anwendbar. Ich sagte immer: “Stärkt eure Stärken, findet Wege, Eure Schwächen zu umgehen und habt Spaß!” Wir lernen schnell, nutzen daher die verfügbare Zeit und die verfügbaren Ressourcen und lernen weiter. Spaß zu haben ist jetzt schwieriger als früher. Probieren wir es am besten trotzdem aus. Jeden Tag, jede Stunde. Zumindest ein einziges Lächeln. Macht ein Bild von euren engsten Bezugspersonen oder Familienmitgliedern und sagt ihnen, dass ihr sie liebt. Liebe ist das Wichtigste. Hört auf Euer Herz!
Wenn Sie Anregungen oder Fragen zum Thema Remote Work haben, z.B. zu dessen Einführung oder Best Practices, können Sie sich jederzeit an unseren Experten Harald Vogl wenden ().