Vernetzung ist eines der Stichwörter, wenn von Digitaler Transformation die Rede ist. Sie bedeutet, dass sich Unternehmen einem fundamentalen Wandel unterziehen müssen, der vor allem eine Neu- beziehungsweise Reorganisation von Prozessen mit sich zieht. Auf Basis von neuen Technologien und Applikationen werden Prozesse und Prozesselemente umgestaltet und an die Anforderungen der digitalen Ökonomie angepasst.
Da die Digitale Transformation unaufhaltsam voranschreitet, hat sich die Crisp Research AG im Rahmen einer Unternehmensbefragung mit diesem Thema auseinandergesetzt und unter anderem untersucht, wer innerhalb der Unternehmen der maßgebliche Treiber für die Digitalisierungsaktivitäten ist und wie sich diese ganzheitliche Transformation auf der Prozessebene gestaltet. Die 100 untersuchten Unternehmen beschäftigen mindestens 500 Mitarbeiter und agieren in unterschiedlichen Branchen. Inhaltlich umfasst der Fragebogen Informationen zu Bekanntheit und Investitionsbereitschaft in die Digitalisierung, zu der Herangehensweise bei der Entwicklung sowie der Rolle der IT.
Die Digitale Transformation ist für Unternehmen von strategischer Relevanz und muss bereichsübergreifend angesetzt werden. Somit ist eine Koordination der Unternehmensbereiche wichtig, wenn der Transformationsprozess von der Planung bis zur praktischen Umsetzung im Unternehmen gelingen soll. Ein reibungsloser Ablauf des Wandels kann nur stattfinden, wenn zentrale Verantwortliche und Entscheider dafür bestimmt werden. In diesem Zusammenhang ist es interessant zu hinterfragen, wer die wichtigsten Akteure sind und welche Aufgaben sie erfüllen.
Die interne IT als zentraler Lenker
Auf die Frage, wer die treibende Kraft hinter den Digitalisierungsaktivitäten ist, antworten mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der befragten Unternehmen, dass die IT-Abteilung die entscheidende Rolle einnimmt. Sie übernimmt dabei Aufgaben wie die Prozessplanung und -umsetzung sowie die Kommunikation innerhalb des Unternehmens.
Diese Tatsache wird zudem dadurch bestärkt, dass das Thema Digitale Transformation von mehr als der Hälfte der befragten Unternehmen als IT-Paradigma gesehen wird. Das bedeutet, dass die IT-Abteilung immer mehr Verantwortung erhält und auch strategisch in den Vordergrund rückt. Bei der Frage, welche Rolle die interne IT bei der Umsetzung der Digitalen Transformation spielt, sehen etwa ein Drittel der Befragten die IT in der Rolle des Strategen. Das heißt, dass sie zukünftig einen höheren Einfluss auf unternehmensrelevante Entscheidungen haben werden. Ebenfalls ein Drittel misst der IT die Bedeutung als Umsetzer bei und 21 Prozent sehen die Abteilung als Ideengeber. Die verschiedenen Rollenbezeichnungen verdeutlichen, dass die interne IT eine ganz besondere Stellung im Transformationsprozess einnimmt.
Im Rahmen der Studie werden darüber hinaus die heutigen Aufgaben der IT-Abteilung mit denjenigen verglichen, die sie zukünftig vollbringen soll. Die Herausforderung der internen IT besteht besonders in der Verbesserung der bestehenden Tätigkeiten. Die Aufgabenbereiche ändern sich demnach nicht, gewinnen jedoch an Wichtigkeit, schließlich liegt die Verwaltung der digitalen Geschäftsprozesse in der Hauptverantwortung der IT. Weitere Tätigkeiten sind die Beratung, die Integration, Entwicklung, der Betrieb sowie die Optimierung neuer Anwendungen und das Bedarfs- und Anforderungsmanagement. Auch das Projektmanagement, die Produktentwicklung und das Innovationsmanagement zählen dazu. Zukünftig sehen die befragten Unternehmen vor allem in der Optimierung, Entwicklung und der Integration neuer Anwendungen erweiterte Tätigkeitsfelder, denn im Zuge der Digitalisierung werden neue Architekturen und Applikationen notwendig. Außerdem steigt auch die Relevanz der Beratungsfunktion um circa 20 Prozent an, was wiederum mit dem Umstieg auf neue Anwendungen verbunden ist, der bei den Mitarbeitern Schulungsbedarf auslöst. Die Bedeutung der IT im Unternehmen wird somit durch die Digitalisierung sehr stark zunehmen. Das impliziert, dass die anderen Fachabteilungen diese zentrale Rolle akzeptieren müssen, was fast nur durch eine erfolgreiche interne Kommunikation umgesetzt werden kann.
Die Geschäftsführung „mit ins Boot nehmen“
Bei der Umsetzung des Transformationsprozesses darf die IT-Abteilung jedoch nicht alleine handeln. 39 Prozent der befragten Unternehmen geben bei der Frage nach der treibenden Kraft der Digitalisierung an, dass die Geschäftsführung ein weiterer zentraler Akteur ist. Dies ist insofern positiv, als dass die Top-Management-Ebene den Überblick über alle Unternehmensbereiche behält und so zwischen den einzelnen Abteilungen und der IT vermitteln kann. Auch im Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen übernimmt die Geschäftsführung wichtige Aufgaben, da sie die internen Prozesse und die Interaktion mit den Kunden sowie Partnern und Lieferanten steuert, die ebenfalls von der Digitalen Transformation tangiert werden. Deshalb lässt sich sagen, dass die Top-Management-Ebene bei der Umsetzung des Wandels eine wichtige Stütze für die interne IT darstellt.
Externe Partner als wichtige Unterstützungsfunktion
Externe Partner stellen sich bei der Frage um die zentralen Akteure im Digital Business nicht direkt in den Vordergrund, nehmen jedoch besonders in der Planungs- und Umsetzungsphase eine entscheidende Rolle ein. Der Grund hierfür ist, dass sie durch ihr Expertenwissen geeignete Methoden- und Prozesskenntnisse besitzen, die eine systematische Transformation ermöglichen. Interessant ist, dass externe Partner in erster Linie zwar nicht als bedeutende Akteure angesehen werden, jedoch von der Mehrheit (65 Prozent) der befragten Unternehmen als Unterstützung benötigt werden. Dies liegt einerseits daran, dass die betreffenden Unternehmen noch nicht genügend Kompetenzen für solch einen organisationalen Transformationsprozess gesammelt haben. Andererseits besitzen die IT-Abteilungen nicht immer die Fähigkeiten moderne IT-Infrastrukturen und Rechenzentren aufzubauen und zu verwalten. Nur etwa ein Drittel (34 Prozent) versucht die Digitale Transformation mit eigenen Mitteln anzugehen.
Auffällig ist zudem, dass 81 Prozent der befragten deutschen Unternehmen auf externe Partner und Service Provider zurückgreifen und fast die Hälfte der Befragten zwischen 20 und 80 Prozent ihrer IT auf externe Infrastrukturen-Services auslagert. Dies ist vor dem Hintergrund, dass die Digitale Transformation einen hohen Bedarf an leistungsfähigen und zeitgemäßen Infrastrukturen erfordert, ein verständlicher Schritt. Unternehmen können nur mithilfe eines massiven finanziellen Aufwandes sicherstellen, eine gut gerüstete IT-Infrastruktur aufzubauen. Die meisten externen Dienstleister verfügen stets über eine besonders aktuelle und leistungsfähige Infrastruktur, sodass sie die optimalen physischen Voraussetzungen für den Betrieb vernetzter Systeme im Unternehmen mitbringen.
Um einen reibungslosen Ablauf zu ermöglichen, werden auch an die externen Dienstleister bestimmte Anforderungen gestellt. Etwa die Hälfte der befragten Personen sehen das Spezialwissen und die Erfahrung in der IT-Integration sowie das Prozess- und Branchen-Know-how an erster Stelle. Ebenso sind der Betrieb geschäftskritischer Anwendungen und das Wissen im Bereich der digitalen Technologien bei den externen Partnern gefragt. Mit 23 Prozent der befragten Unternehmen wird auch der optimale Betrieb von IT- und Cloud-Umgebungen von den externen Dienstleistungen gefordert.
Die IT-Abteilung wird im Rahmen der Digitalen Transformation als Lenker und Umsetzer bezeichnet. Sie erfüllt Aufgaben von der Planung über die Implementierung bis hin zum Betrieb der neuen digitalen Geschäftsprozesse. Die ihr innewohnende Rolle und die Tätigkeiten werden in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen. Obwohl die Digitale Transformation als IT-Paradigma bezeichnet wird, ist die interne IT dennoch nicht der einzige zentrale Akteur. Durch die Unterstützung des Top-Managements kann die strategische Wichtigkeit der IT im Unternehmen gefördert werden und auch die Kommunikation zwischen der internen IT und den anderen Fachbereichen verbessert werden. Letztlich sind bei der Umsetzung der Digitalen Transformation auch externe Partner gefragt, die durch ihr Expertenwissen und die leistungsfähige Infrastruktur den Wandel des Unternehmens aktiv unterstützen können.
Dieser Beitrag ist der zweite von drei Beiträgen, der die Ergebnisse einer empirischen Studie der Crisp Research AG in Kooperation mit der Dimension Data AG & Co. KG aus dem Frühjahr 2015 widergibt. Den ersten Beitrag können Sie hier: https://www.crisp-research.com/die-strategische-sicht-auf-die-digitale-transformation/ nachlesen.