Mit der zunehmenden Verbreitung von Cloud Computing und einer immer schneller fortschreitenden Internationalisierung deutscher Unternehmen stellt sich für viele CIOs die Frage, wie eine zukunftsfeste IT-Architektur aussehen muss, die für einen hybriden Multi-Cloud Betrieb ausgelegt ist. Am Beispiel von eCommerce lassen sich die Vorteile solcher Design-Konzepte gut illustrieren.
Im Laufe der letzten Jahre ist ein Trend hin zu Multi-Standort- und Multi-Cloud-Architekturen zu erkennen. Dies lässt sich zum einen mit der Risikoverteilung über mehrere Standorte erklären. Zum anderen wird die physische Präsenz mit lokalen Infrastrukturumgebungen in einzelnen Ländermärkten aus technischer und rechtlicher Perspektive zunehmend wichtiger.
Design von Hybrid- und Multi-Cloud-Konzepten
Hybride und Multi-Cloud Design-Konzepte bieten sich für unterschiedliche Szenarien an. Eine weit verbreitete Anwendung findet sich bei hoch frequentierten eCommerce-Plattformen, deren Lastspitzen im Jahresmittel bekannt sind und die größtenteils auf eine längere Historie zurückblicken. Infrastrukturmanager solcher eCommerce-Plattformen haben einen guten Überblick und Kenntnisse über den Bedarf an Performance und Stabilität der Plattform. Dabei setzen, insbesondere über mehrere Jahre gewachsene, Webshops primär auf eine statische Hosting-Infrastruktur mit physikalischen Servern als Basis. Ein Grund für den bevorzugten Einsatz von physikalischen Systemen besteht in der Sicherstellung einer dedizierten und stabilen Geschwindigkeit für die Payment-Systeme.
Um einen einwandfreien Betrieb während Spitzenzeiten zu gewährleisten, wurden große eCommerce-Infrastrukturen in dedizierten Hosting-Umgebungen, basierend auf Erfahrungswerten, traditionell so dimensioniert, dass sie bei Anfragestürmen gut standhalten konnten. Dieses geht jedoch zu Lasten der Kosten und Effizienz. Denn eine Überdimensionierung der Infrastruktur ist auf Dauer sehr kapitalintensiv und senkt die Wettbewerbsfähigkeit eines Anbieters in diesem ohnehin schon margenschwachen Geschäftsumfeld nachhaltig.
Aus diesem Grund verändern immer mehr Infrastrukturmanager ihre Sourcing-Strategie und Architekturkonzepte. Statt eines vollständig statischen und auf die Bedarfsspitzen ausgelegten Infrastrukturdesigns gehen sie zu hybriden Szenarien über, die eine Kombination aus klassischem Hosting und Cloud-Ressourcen abbildet. Hierbei wird eine statische Basisinfrastruktur aus physikalischen Servern betrieben, um die bekannte Grundlast zu bedienen – hierauf können z.B. auch die Payment-Systeme laufen. Nehmen die Anfragen saisonal bedingt oder auch unerwartet zu, schaltet die eCommerce-Plattform automatisch weitere Ressourcen aus einer IaaS-Umgebung (virtuelle Maschinen) hinzu, um die Lastspitze abzufangen. Nimmt die Belastung ab, werden die virtuellen Maschinen wieder heruntergefahren bis das Normal-Niveau erreicht ist. Dieses on-Demand-Modell befähigt Betreiber von eCommerce-Plattformen zu einer flexiblen und Ressourcen-schonenden Nutzung ihrer Infrastruktur und führt zugleich zu einem ausfallsicheren Betrieb.
Solch ein hybrides Szenario kann zudem dabei unterstützen, die Transaktionssicherheit für etwaige Applikationen sowie eine hohe I/O zu garantieren. So werden z.B. Datenbankserver idealerweise auf physikalischen Maschinen betrieben und die korrespondierenden verteilten Systeme wie Applikations- und Web-Server auf virtuellen Maschinen.
Mit einem Multi-Cloud Standort-Design auf Expansionskurs
Im Hinblick auf einen Expansionskurs lässt sich das oben beschriebene Szenario von einem Rechenzentrum auf beliebig viele Standorte ausweiten. Voraussetzung dafür: Der Enterprise-IaaS Anbieter verfügt über entsprechende Rechenzentrumsstandorte, um eine Skalierbarkeit z.B. auf europäischer oder globaler Ebene zu ermöglichen. Hierzu werden die Kundeninfrastrukturen an einem Standort über eine schnelle dedizierte Verbindung – z.B. MPLS – mit weiteren Standorten erweitert, um eine einheitliche Datenbasis sicherzustellen und den konsistenten Zugriff auf Kernsysteme (z.B. Payment, Warenbestand) zu gewährleisten. Damit lässt sich zum Beispiel ein eCommerce-Angebot, was ursprünglich in Deutschland gestartet ist, schnell für Spanien und Großbritannien ausrollen. Auf Grund der Lokalität der Daten, in den einzelnen Ländermärkten, kann der eCommerce-Anbieter seine Plattform mit einer niedrigen Latenz und somit mit einer höheren Geschwindigkeit bereitstellen. Zudem bringt er die Daten in die direkte Nähe der Kunden. Gleichzeitig kann er etwaige rechtliche Rahmenbedingungen erfüllen und Kundendaten, Payment-Systeme oder anderweitige Backend-Systeme zum Beispiel in Deutschland speichern und betreiben. Hingegen werden die Warendaten, wie konkrete Informationen, Bilder, Rezensionen sowie sämtliche Frontend-Systeme im entsprechenden Ländermarkt lokal vorhalten.
Die hier beschriebenen Vorteile lassen sich aber auch leicht auf andere Geschäftsmodelle, Branchen und Applikationslandschaften übertragen. Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass hybride Multi-Cloud Umgebungen bald zum Standard-Repertoire innerhalb der Enterprise-IT gehören werden.
Mehr Informationen zum Thema finden Sie unter: https://www.crisp-research.com/report/enterprise-iaas-kontrolle-und-konnektivitat-im-multi-standort-cloud-betrieb/
Der parallele Betrieb und das Management von mehreren Cloud-Umgebungen.
High-End eCommerce – In die Champions League mit der richtigen IT, Crisp Research AG, 2015, https://www.crisp-research.com/report/high-end-ecommerce-die-champions-league-mit-der-richtigen/