- Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) haben sich im Unternehmensumfeld etabliert und decken ein immenses Einsatzspektrum ab
- Neben diesen bereits bekannten Ausprägungsformen sorgen nun vermehrt auch weitere Reality-Technologien wie Assisted oder Mixed Reality für Schlagzeilen, die nicht in einen Topf geworfen sondern voneinander abgegrenzt werden sollten
- Im Rahmen des “Crisp Vendor Universe – Workplace & Mobility” werden relevante Mixed Reality Service Provider & Agenturen analysiert und bewertet. Damit hat Crisp Research die zweite Runde des unabhängigen Anbietervergleichs im Kontext von Enterprise Mobility und Digital Workplaces gestartet
Vom Entertainment-Trend zum etablierten Business-Enabler
Mit der technologischen Reife der Hardware und der Anwendungsvielfalt im Unternehmensumfeld haben Virtual- und Augmented Reality-Technologien den Durchbruch in die Geschäftswelt geschafft. Das dahinterstehende Potenzial wird nicht nur durch politische Anerkennung für die Bedeutung der deutschen Industrie unterstrichen, sondern auch durch Investitionen namhafter Unternehmen wie der Lufthansa, die die einst schon abgeschriebene Unterhaltungs-Technologie zur Ausbildung der Piloten nutzen. Deshalb haben sich rund um die Plattformen herum bereits digitale Ökosysteme von Partnerunternehmen gebildet, die branchenbezogene Lösungen und virtuelle Modelle entwickeln.
Das Einmaleins der Reality-Technologien
Verschiedenen Technologien gelingt es, die Art und Weise, wie wir unsere Realität wahrnehmen, zu ändern. Sie ermöglichen beispielsweise den Eintritt in eine virtuelle Welt, die reale Welt interaktiv und digital zu erweitern oder umgekehrt. Die virtuelle Umgebung und die reale Umgebung werden dabei als co-existierende Entitäten bzw. Endpunkte betrachtet. Doch kaum sind einem die Begriffe der Virtual und Augmented Reality geläufig, werden schon wieder neue Realitäten wie Assisted oder Mixed Reality erschaffen, die im Weiteren erläutert werden sollen.
Virtual Reality
Die Virtual Reality bezeichnet eine vollständig virtuelle bzw. in Echtzeit simulierte Welt, die mit Hilfe von Headsets oder Brillen abgebildet und von Nutzern als reelle Wahrnehmung aufgefasst wird. Die Technologie erzeugt bei Nutzern das Gefühl der physischen Präsenz und Immersion, was nicht zuletzt daran liegt, dass diese mit der digitalen Umgebung interagieren können. Bekannt aus der Gaming-Szene, in der Spieler in überirdische Sphären geschickt oder Kämpfe im Weltall austragen werden müssen, haben sich mittlerweile weitreichende Einsatzmöglichkeiten in vielerlei Branchen ergeben. Im Gesundheitswesen beispielsweise wird mit Hilfe eines Virtual Reality Spiels die Demenzforschung unterstützt. Die Produktpräsentation der neuen Inneneinrichtung werden Kunden verstärkt in Showrooms präsentiert. So können sich Kunden in ausgewählten IKEA-Einrichtungshäusern mit der Oculus Rift und einer realitätsnahen Darstellung schon vorab ein genaues Bild machen und ihre neuen Errungenschaften bereits virtuell testen. Auch im Bereich des Corporate Training werden VR-Technologien vollkommen neue und kosteneffiziente Möglichkeiten schaffen, um wie im Beispiel der Lufthansa Piloten in der Bedienung komplexer Maschinen und Systeme zu schulen aber auch den Umgang in Extremsituationen gefahrlos zu proben. In Zusammenarbeit mit 3Spin ermöglicht Lufthansa ihren Passagieren an Board sich mit Hilfe der VR-Technologie des Lufthansa FlyingLabs auf den Zielort bzw. eine Veranstaltung am Zielort (z.B. Live-Vorträge der Online-Marketing-Messe und -Konferenz dmexco) thematisch einzustimmen. Die Agentur NMY hat im Auftrag des Frankfurter Städel Museum und Samsung eine App entwickelt, mit der User das Museum im Jahr 1878 virtuell in Form eines Lern- und Erkundungsspiel erlebt werden kann.
Eintauchen in eine virtuelle Umgebung (Duden)
https://www.flyinglab.aero/; http://www.presseportal.de/pm/127378/3688444
Augmented Reality/ Augmented Virtuality
Die Augmented Reality entspricht einem System oder einer Umgebung, in der die reale Welt mit digitalen Informationen angereichert bzw. überlagert wird. So lassen sich beispielsweise mit Hilfe von Displays oder Wearables wie Smart Glasses und der richtigen Software relevante Informationen in Form von visuellen Bildern, Videos, Texten etc. einblenden, sodass sie räumlich angemessen positioniert und in Echtzeit die reale Umgebung erweitern. Auch akustische, vestibulare oder taktile Effekte können hierbei eingesetzt werden. Weiterhin können die Integration zweidimensionaler Inhalte, sogenannter Overlays, und die Erweiterung durch dreidimensionale Objekte unterschieden werden. Auf diese Art kann die bestehende Welt auf realistische und interaktive Weise digital und in Echtzeit erweitert werden. Anwendungen für Augmented Reality finden insbesondere in diesen Bereichen zuspruch:
- Medizin – Nicht nur in der medizinischen Forschung oder im Trainingbereich, sondern auch im OP sollen AR-Technologien in Zukunft eine hilfreiche Möglichkeit bieten um hochkomplexe, präzise Zusammenhänge einzublenden. Die TU München hat zusammen mit der Chirurgischen Uniklinik beispielsweise einen virtuellen Spiegel entwickelt, der den Chirurgen bei Bedarf die Rückseite sowie mögliche Rotationen eines Körperteils auf der Datenbrille zeigt.
- Militär – z.B. virtuelle Trainingsmethoden, Sicherheitsüberwachungen oder das Steuern unbemannter Fahrzeuge.
- Industrie – Der Bereich Aufzugservice von thyssenkrupp wird mit der HoloLens-Technologie von Microsoft und thyssenkrupp MAX unterstützt. Servicetechniker sind damit in der Lage, die spezifischen Informationen eines Aufzugs bereits vor einem Einsatz visuell angezeigt zu bekommen. Arbeitsschritte können im Voraus geplant und vor Ort freihändig ausgeübt werden, wodurch letztlich Wartungszeiten verringert werden.
- Marketing – Fahrzeuge als 3D-Modell und interaktiven Produktinformationen mit der BMW Augmented App. Weitere Applikationen ermöglichen eine interaktive Konfiguration und Visualisierung in Originalgröße mittels AR-Projektion.
- Freizeit & Unterhaltung – Die AR-App Layar ermöglicht es digitale Informationen mit der realen Welt zu verbinden. Dazu werden QR-Codes oder Printmedien, die mit einem Layar Symbol versehen sind, eingescannt und durch digitale Inhalte (z.B. Videos) erweitert. Des Weiteren können Points of Interests auf verschiedenen Geo-Ebenen angezeigt werden.
- Augmented Workplaces – Auch die Gestaltung des Arbeitsplatzes wird in Zukunft nicht mehr nur zweidimensional sein. Das Startup 8ninth erweiterte den klassischen Schreibtisch der Citigroup-Mitarbeiter um die Darstellung der immensen Datenmengen im 3D-Format und schafft durch diese Visualisierung eine holographische Arbeitsstation, die insbesondere einer effizienten Informationsverarbeitung zu gute kommt.
Im Gegensatz zur Augmented Reality entspricht die Augmented Virtuality einem System, in der eine virtuelle Umgebung mit echten Informationen überlagert bzw. verschmolzen wird. Hier ist die virtuelle Welt dominant und um reale Informationen erweitert.
Assisted Reality
Auch Assisted Reality-Lösungen lassen sich mit Hilfe von Smart Glasses umsetzen. Hierbei können zusätzliche Informationen transparent in das Sichtfeld des Nutzers projiziert werden. Dabei beziehen sich die eingeblendeten Daten nicht zwangsläufig auf ein bestimmtes reales Objekt oder die bestehenden Welt und beeinflussen den gerade stattfindenden Prozess, sondern können als relevante kontextbezogene Unterstützung genutzt werden. In der Logistik können so beispielsweise Kommissionierszenarien durch die Einblendung der Pickliste über eine Smart Glass vereinfacht werden. Der Inhalt der Pickliste verändert sich nicht mit der Position bzw. dem Standpunkt des Kommissionierers, sondern bleibt als Checkliste im Sichtfeld. Es gibt bereits Lösungen (z.B. von Picavi), die die komplette Prozesskette vom Wareneingang über Kommissionierung und Warenausgang bis hin zur Inventur unterstützen.
Merged Reality
Von Merged Reality ist meist im Zusammenhang mit Project Alloy von Intel die Rede. Mit Hilfe einer neuen kabellosen VR-Brille und neuer Sensor- und Digitalisierungstechnologien sollen neuartige physische und virtuelle Interaktionen durchführbar und Umgebungen miteinander verflochten werden. Letztlich soll es den Nutzern ermöglichen, sich in einer virtuellen Umgebung zu bewegen und dabei mit Objekten aus der realen Welt zu interagieren.
Mixed Reality
Der Begriff Mixed Reality bezieht sich auf die Vermischung der realen mit der virtuellen Welt und umfasst keine eigene Technologie. Mixed Reality-Lösungen bewegen sich entlang der beiden Endpunkte und beinhalten jene Szenarien in denen beide Umgebungen vereint werden.
In der Praxis ist es jedoch nicht einfach die Virtual Reality und Mixed Reality sauber voneinander abzugrenzen. Die Grenzen verschwimmen, insbesondere durch die zur Verfügung stehende Hardware. So gibt es VR-Brillen mit Tracking-Systemen, die die räumlichen Beziehungen erfassen. Damit wird ein Teil der realen Umgebung eingebunden und eine Mixed Reality modelliert. Andere Tracking-Technologien messen hingegen lediglich die Positionsveränderung des Kopfes, nicht jedoch die Position von Objekte in der Umgebung des Nutzers. Damit fehlt der Bezug zur realen Welt und folglich zur Mixed Reality.
Mixed Reality | Virtual Reality | ||||
Assisted Reality | Augmented Reality | Augmented Virtuality | Merged Reality | ||
Merkmale | Vermischung von Reality-Objekten und Virtuality-Objekten in realer Welt visuelle Überlagerung Reality-Objekten/ und Virtuality-Objekten stehen nicht in Bezug zueinander kontextabhängige Informationsbereitstellung |
Vermischung von Reality-Objekten und Virtuality-Objekten in realer Welt visuelle Überlagerung Reality-Objekten und Virtuality-Objekten stehen in Bezug zueinander kontextabhängige, interaktive Informationsbereitstellung bzw. -verarbeitung in Echtzeit |
Vermischung von Reality-Objekten und Virtuality-Objekten in virtueller Welt Reale Überlagerung Reality-Objekten und Virtuality-Objekten stehen in Bezug zueinander kontextabhängige, interaktive Informationsbereitstellung bzw. -verarbeitung in Echtzeit |
Vermischung von Reality-Objekten und Virtuality-Objekten in virtueller Welt Reale Überlagerung Reality-Objekten und Virtuality-Objekten stehen nicht in Bezug zueinander kontextabhängige, interaktive Informationsbereitstellung bzw. -verarbeitung in Echtzeit |
Besteht ausschließlich aus virtuellen Elementen Virtuelle Umgebung und virtuelle Objekte stehen in Bezug zueinander kontextabhängige, interaktive Informationsbereitstellung bzw. -verarbeitung in Echtzeit |
Architektur | Ausgabegeräte/ Display: Head-Mounted Displays (z.B. Datenbrillen) Eingabe: übergeordnetes System (z.B. Lagerverwaltungs- oder ERP-System) Middleware: Connector |
Ausgabegeräte/ Display: Head-Mounted Displays (z.B. Datenbrillen), Handheld Displays (z.B. Smartphones), Virtual Retinal Displays (z.B. Airscouter), D-Linsen, 3D-Audio Eingabegeräte: Handhelds mit Touchscreen; Maus und Tastatur; greifbare Gegenstände; Controller; Laufband; Gestenerkennung: Tracking: Beschleunigungssensoren, GPS, Gyroskop, Kameras, WLAN, Bluetooth, RFID |
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Betriebssystem | Android, iOs, Microsoft etc. | Android, iOs, Microsoft Mixed Reality etc. | |||
Hardware | Datenbrillen wie SiME, Glass Enterprise Edition, Telepathy Walker, Vuzix M300, Infolinker | Headsets & Datenbrillen wie Oculus Rift, HTC Vive, Microsoft HoloLens, Playstation VR und Windows MR | Headsets & Datenbrillen wie Oculus Rift, HTC Vive, Microsoft HoloLens, Playstation VR und Windows MR | VR-Brillen wie HTC Vive , OSVR, Oculus1 | VR-Brillen und Headsets, wie Gear VR, Daydream, Cardboard |
Use Cases (Beispiele) |
● Logistik (Kommissioniersystem: Picklisten abrufen, die von einem Lagerverwaltungs- oder ERP-System prozessgerecht aufbereitet wurden. Softwarehersteller: Picavi) |
● Medizin ● Militär ● Industrie ● Marketing ● Freizeit & Unterhaltung ● Augmented Workplaces |
● Gaming ● Telepräsenz |
● Showrooms ● Gaming (Lern- und Erkundungsspiel VR-App: Das Frankfurter Städel Museum und SAMSUNG beauftragte NMY mit der Erstellung einer App, mit der User das Museum im Jahr 1878 virtuell erleben können Softwarehersteller: NMY) |
Technologien der Zukunft?!
Aufgrund der kontextabhängigen und interaktiven Informationsbereitstellung bzw. -verarbeitung sind insbesondere Augmented- und Virtual Reality-Technologien mitunter eine tragende Säule, um große, komplexe Datenmengen in Echtzeit verarbeiten zu können. Wenngleich die erwähnten Einsatzgebiete schon einen weitreichenden Einblick in die Anwendungsmöglichkeiten, das Potenzial und die großen Schritte der Unternehmen in Richtung virtuelle Business-Welt bieten, steht der Zukunft noch eine vielversprechende Reality-Entwicklung bevor.
Unternehmen, die eine innovative Schnittstelle zwischen Mensch und Computer bilden wollen, sollten sich einen Überblick über den notwendigen Ressourceneinsatz im Zusammenhang mit diesen Technologien machen und evaluieren, inwiefern Hard- und Software eingesetzt werden müssen. Nicht nur das dadurch verfolgte Ziel, sondern auch die Wartung und Entwicklung der Infrastruktur, die Applikationen, die Integration sowie Trainings und Schulungen sollten vorab strategisch beleuchtet werden. Nur so kann der Einsatz der Reality-Technologien, der in der Regel einem hohen Investitionsbedarf hat, erfolgversprechend genutzt werden.
Im Zuge des “Crisp Vendor Universe Workplace & Mobility” werden Mixed Reality Service Provider und Agenturen als Dienstleister & Software-Agenturen, die speziell für die Einführung und Nutzung von Technologien entlang des Reality-Spektrums im Unternehmen aktiv sind, zusammengefasst. Die Integration der Services in die bestehende Unternehmens-IT ist somit ebenso wie die Entwicklung von Standard- und Individualsoftware für verschiedene Geschäfts- und Wertschöpfungsprozesse eine Kernaufgabe der Provider. Ihr Portfolio kann dabei auf bestimmte Kernbranchen (Industrie, Medizin, Pharma) fokussiert oder branchenunabhängig gestaltet sein.
Unternehmen kennen die Problematik die Möglichkeiten innovativer Technologien effektiv einzusetzen. Häufig fehlt nicht nur der technologische Background. Mixed Reality Service Provider können bei der Realisierung der Assisted Reality-, Augmented Reality-, Augmented Virtuality- und Merged Reality-Technologien, die neben einem hohen Implementierungsaufwand, hohe Anforderungen an die Hardware stellen, entsprechend sinnvoll unterstützen.