- Im Oktober veranstalten drei wichtige Augmented und Mixed Reality-Anbieter Events zu neuen Produkten. Google, Microsoft und Facebook zeigen, wo Mixed Reality sich hin entwickeln könnte.
- Die Mixed Reality hat ein enormes Business-Potential. Auch im Unternehmenseinsatz wurden bereits und werden zukünftig viele Einsatzszenarien in die Praxis umgesetzt.
- Maßgeblicher Faktor für den Erfolg außerhalb des Unterhaltungsbereichs sind die Partner der großen Hersteller, die Software- und Implementierungspartner.
- Die Identifikation der Use Cases und die Umsetzung liegen vor allem in den Händen der Agenturen und Service Provider – sie sind der zentrale Ansprechpartner für die Entscheider.
Das Thema erweiterte Realität hat viele Facetten. Bislang war es immer vermeintlich einfach, die Buzzwords zuzuordnen. Virtual Reality war das Unterhaltungsmedium, Augmented Reality die Idee, eine neue digitale Plattform für das Business zu schaffen. Doch die Grenzen verschwimmen zunehmend. Gerade Microsoft mischt als Hardware- und ganz besonders als Plattform-Anbieter den Markt mächtig auf. Der Bereich, der sich variabel zwischen Virtual und Augmented Reality einreiht, die Mixed Reality, wird aller Voraussicht nach der nächste große Schritt, der eine Trennung von Unterhaltung und echtem Business immer schwieriger macht. Bereits in einem vorangegangenen Beitrag hat die Kollegin Anna-Lena Schwalm eine Einordnung und Übersicht der Typen und Einsatzszenarien für die erweiterte digitale Realität vorgenommen.
Und gerade derzeit werden rund um die verschiedenen Typen und Ausprägungsformen immer mehr Initiativen rund um Mixed Reality mit Leben gefüllt. Denn im Oktober fanden und finden insgesamt drei wichtige Events von Microsoft, Google und Facebook statt, die nach dem klaren Bekenntnis von Apple zu Augmented Reality für wichtige Neuigkeiten in der weiteren Entwicklung und Massentauglichkeit der Mixed Reality stehen könnten.
Denn trotz der Identifikation vieler potentieller Use Cases und Mehrwertpotentiale, auch außerhalb der Unterhaltungswelt und damit für den Unternehmenseinsatz gedacht, sowie einiger erfolgreicher Projekte, waren die Technologien in der Implementierung und im Alltag noch zu aufwendig, um einen Quick Win damit zu erzielen.
Microsoft macht’s mit Brille, Apple mit dem Smartphone und Google kann beides
Doch die treibenden Hersteller der Technologien arbeiten zunehmend daran, die Mixed Reality noch massentauglicher zu machen. Microsoft ruft gar den Beginn der Mixed Reality für Mitte dieses Monats aus. Denn auf Basis des eigenen Betriebssystems Windows Mixed Reality haben einige Hersteller eigene Brillen entwickelt, die zwischen virtueller und augmentierter Realität arbeiten und auf Basis der gleichen Plattform und Technologien einen günstigeren und einfacheren Einstieg in das Thema bieten sollen.
Microsoft baut damit seine Strategie aus und lässt neben der HoloLens als Flaggschiff im Premium-Segment auch eine Klasse schlankerer Geräte zu. Mit der Entwicklung der Windows Mixed Reality-Plattform könnte Microsoft hier möglicherweise ähnlich die Fäden in die Hand nehmen, wie man es einst mit Windows im PC-Umfeld geschafft hat.
Voraussetzung dafür ist aber vor allem, dass die Entwicklungsschnittstellen und Integrationsmöglichkeiten möglichst offen bleiben. Gerade im Business-Einsatz, aber auch für den privaten Gebrauch, sind die Anwendungen der treibende Faktor. Insbesondere weil Microsoft auch hier nicht ganz alleine im Markt ist, gehören die Gunst und Motivation der Entwickler und Partner zu den wichtigsten Maßstäben.
Denn auch Google hat, mit seiner Google Glass, sogar schon seit 2013 ein entsprechendes Produkt am Markt platziert. Damit war Google einige Zeit vor Microsoft mit dem initialen Produktlaunch und hat eigentlich sogar von Beginn an das Enterprise-zentrierte Produkt gezeigt. Wenngleich die Glass bis heute nicht wirklich über eine Pilotphase hinaus entwickelt wurde, sind die Möglichkeiten von Google sehr groß.
Die eigene Plattform Tango, ebenjene Google Glass, die sich in der nächsten Entwicklungsphase befindet, sowie die kürzliche Akquisition von HTC (inkl. Vive als Virtual bzw. Mixed Reality Brille) und das Android Betriebssystem mit einem immensen Verbreitungsgrad (inkl. des neuen Pixel Smartphones, das diese Woche vorgestellt wurde) sind wichtige Bausteine einer potentiell erfolgreichen Marktbearbeitung.
Denn derzeit hat Google das vollständigste Paket auf der Angebotsseite und kann Brillen, aber auch Smartphones als wichtige Alternative für Augmented Reality, bedienen.
Apple hingegen hat die Mixed Reality-Brillen noch nicht wirklich entdeckt. Das AR-Kit war eine klare Message an die Konkurrenz, dass auch Apple in diesem Bereich der zentrale Player werden und die Entwickler an sich binden möchte. Auf dem Smartphone gibt es ebenso eine enorme Vielfalt an Einsatzszenarien, insbesondere im B2C-Umfeld, aber dennoch außerhalb des Gamings. Die Handheld Devices können insbesondere in Showrooms, für Verkaufsplattformen aber auch darüber hinaus genutzt werden, um mit Hilfe von Augmented Reality die Digital Customer Experience zu stärken. Daher besteht Apples Ökosystem auch maßgeblich aus Entwicklern.
Kann auch Facebook bald richtig mitmischen?
Still-to-come ist die Oculus Connect von Facebook. Hier steht im Gegensatz zu vielen sonstigen Konferenzen dieser Art noch stark in den Sternen was Mark Zuckerberg und Co. Mitte Oktober präsentieren werden.
Erwartet wird jedoch, dass sowohl auf Hard- als auch auf Software-Seite einige neue Ankündigungen gemacht werden. Dadurch könnte Facebook theoretisch seine Konkurrenten in den Markt weiter unter Druck setzen, sich auch als Business Player etablieren und darüber hinaus die eine oder andere Nische und Entwicklungslücke füllen.
In jedem Fall braucht es Unternehmen wie Facebook, die Virtual und Augmented Reality aus einer anderen Richtung denken und dennoch Unternehmen in die Lage versetzen, mit der Technologie ihre Use Cases abzudecken.
Dies ist beispielsweise etwas, was Sony mit der Playstation VR, beispielhaft als ein reines Unterhaltungsprodukt ausgewählt, weder strategisch erreichen will noch erreichen kann.
Augmented Reality im Business geht auf kurz oder lang nur über Partner
Egal ob Microsoft, Apple, Google oder Facebook, ganz besonders im Vertrieb an Unternehmen spielen die Partner eine wichtige Rolle – vermutlich sogar die wichtigste. Sie sind diejenigen, die auf Basis der Technologien und Plattformen die Anwendungen entwickeln und gemeinsam mit den Unternehmen die Einsatzszenarien ergründen und eine konkrete Roadmap und Strategie festlegen.
Dabei gibt es vorrangig zwei verschiedene Typen potentieller Business-, Entwicklungs- und Implementierungspartner:
Partner #1: Fokus: Workflow & Business Prozess
Viele Agenturen und Service Provider haben sich vor allem darauf spezialisiert, die Arbeitsabläufe und Geschäftsprozesse in verschiedenen Industrien mit Hilfe von Mixed Reality zu optimieren. Je nachdem, welche Anforderungen gestellt werden, können sehr breit aufgestellte Provider die Hardware-Auswahl beeinflussen und auf dieser Basis die entsprechenden Applikationen entwickeln. Meist sind diese Partner derzeit im Bereich der Brillen und nicht unbedingt auf den Smartphone-Plattformen aktiv. Daher sind es vor allem sehr spezialisierte Dienstleister und Partner von Google oder Microsoft, die in diesem Feld agieren. Nicht selten sind auch branchenspezifische und spezialisierte Anbieter dabei, die bestimmte Standards und Trends gerade in den Bereichen Industrie, Logistik oder Sales setzen.
Partner #2: Fokus: AR-Apps und Sales Enablement
Insbesondere einzelne Entwickler und nur wenige größere Agenturen setzen derzeit auf das Smartphone als strategisches Geschäftsfeld. Mit den Plattformen von Apple und Google geht es derzeit vor allem noch darum, sich auszuprobieren. Einige Unternehmen wie beispielsweise IKEA haben aber dennoch schon vorzeigbare Ergebnisse geliefert. Hier geht es weniger darum, einen gesamten Geschäftsprozess zu modellieren, sondern vor allem einen bestimmten Einsatzzweck in der Kommunikation zwischen Unternehmen und Kunden zu digitalisieren und auf dem Smartphone als Augmented Reality-Applikation abzubilden.
Zukünftig werden die Agenturen und Entwickler maßgeblich daran arbeiten noch mehr Standards zu entwickeln. Im Sinne von Frameworks, aber auch fertiger Standard-Software, werden aller Wahrscheinlichkeit nach in den nächsten 12 Monaten einige neue Anwendungen entstehen, die es den Unternehmen leichter machen, ihren Einstieg zu finden.
Zentrale Ansprechpartner werden dann aber nach wie vor der Service Provider und Entwickler sein, die für die individuellen Bedarfe entlang der Wertschöpfungskette nach Lösungen suchen. Um sich hier als Entscheider noch besser orientieren zu können, analysiert Crisp Research derzeit die Marktlandschaft der Mixed Reality Service Provider und wird nähere Einblicke und eine Entscheidungsgrundlage innerhalb dieses Marktes im Rahmen des nächsten Crisp Vendor Universe Workplace & Mobility präsentieren.