Online Portale sind die Drehscheibe der Digitalisierung. Egal ob Start Up, Medienkonzern oder Industrieunternehmen – Online Portale haben sich als zentrale Plattform für den Aufbau und Betrieb der neuen, digitalen Geschäftsmodelle etabliert. Dabei neigt sich der Lebenszyklus vieler traditioneller, monolithischer Portal-Plattformen dem Ende zu. So evaluieren derzeit rund 40 Prozent der Portal-Betreiber neue Technologien und IT-Betriebskonzepte.
Im Vordergrund vieler Digitalisierungsvorhaben steht die strategische Zielsetzung für mehr Kundennähe zu sorgen und vor allem neue Geschäftsmodelle implementieren zu können, um nicht im Sturm der disruptiven Veränderung von der Konkurrenz überflügelt zu werden.
Online Portale nehmen in dieser neu entstehenden digitalen Ökonomie eine geschäftskritische Rolle ein. Denn diese sind nicht nur Schaufenster und Kommunikationskanal gegenüber Kunden und Partnern, sondern bilden mittlerweile eine Vielzahl an Dienstleistungen, Prozessen und Transaktionsmodellen ab. Online Portale sind Schnittstelle und Drehschreibe für Kommunikation, Inhalte (Content) und Verkauf (Commerce), und daher mit einer ganzen Reihe interner und externer IT-Systeme verbunden. Ihr Betrieb und ihre Weiterentwicklung sind ein ambitioniertes und meist komplexes Unterfangen.
Darüber hinaus bilden Online Portale das Herzstück für die Ausgestaltung der digitalen Kundenbeziehung, die mittlerweile über eine Vielzahl an Kommunikationskanälen und Endgeräten gepflegt und gesteuert werden muss. Während mobile Apps den Kunden unterwegs mit Informationen und Funktionen versorgen, erfüllen Online Portale die Rolle eines „digitalen Zuhauses“ an dem alle Informationsstränge zusammenlaufen, alle Dokumente wie z.B. Rechnungen, Anleitungen, Gutschriften vorgehalten werden und sich alle Transaktionen ausführen und einheitlich verwalten lassen. Online Portale sind somit auch in der Welt der mobilen Apps lange nicht überholt, sondern erleben in neuem Gewand gerade ein Comeback im Kontext von hybriden und Omni-Channel-Internetstrategien.
Vom Funktionsspektrum und der Architektur hängt ab, inwieweit Online Portale neue Use Cases abbilden, neue Geschäftsmodelle implementieren und sich mit den IT-Backendsystemen sowie Cloud-Diensten ohne große Probleme integrieren lassen. Und nur wenn dies gegeben ist, überleben Portal-Technologien den digitalen Sturm – oder werden von neuen Plattformen- oder Technologien abgelöst.
Das Ende der Monolithen
Bis vor einigen Jahren wurden Portale meist als monolithische Systeme entwickelt. Ihre Funktionalitäten basierten auf der Software von einem oder wenigen Anbietern. Hierzu zählen insbesondere Systeme von IBM, SAP, BEA, Microsoft SharePoint oder Oracle, die lange Zeit den Ton bei der Portal-Entwicklung angegeben haben. Doch viele dieser Legacy-Installationen stehen heute am Ende ihres Lebenszyklus.
Diese Systeme können zwar klassische Portal- und Content-Management-Aufgaben hinreichend gut erledigen und die zugrundeliegende Business-Logik abbilden. Allerdings stoßen sie an ihre Grenzen, wenn es um kurze Release-Zyklen und agile Entwicklungsprozesse, einfache Integration zu diversen Parallel-Systemen oder eine flexible Datenbankarchitektur geht.
Konkret steht die Mehrheit der Unternehmen mit ihren traditionellen Portalen in einer strategischen Sackgasse und sieht sich mit folgenden Problemen konfrontiert:
- Neue Releases benötigen oft mehr als sechs Monate bis zum Produktivbetrieb
- Ladezeiten und Verfügbarkeit sind nicht wettbewerbsfähig
- Cloud-Services und Plattformen lassen sich nicht anbinden
- Portalfunktionen und Inhalte werden nicht automatisch mobil angepasst („responsiv“)
- Monolithische-Architektur lässt keine differenzierte Optimierung von Usability und Performance zu
- IT-Betrieb und -Architektur sind nicht ausgelegt, um DDoS-Angriffe ohne Schaden zu überstehen
Hierfür wird in vielen Unternehmen eine neue Generation an Portal- und CMS-Systemen benötigt. Nach Einschätzung von Crisp Research evaluieren derzeit rund 40 Prozent der Betreiber von Online Portalen neue Technologien und Frameworks sowie alternative IT-Betriebskonzepte á la Cloud Computing und hybridem Managed Hosting.
Um zukünftig schneller neue Funktionen als Bausteine einbinden zu können, sind deutlich flexiblere Architekturkonzepte und Frameworks gefragt. Online Portale werden zukünftig stärker arbeitsteilig entwickelt und betrieben. So machen heute Unternehmen wie Amazon, Zalando & Co vor, wie Online Portale auf Basis von sogenannten „Micro-Services“-Architekturen parallel von vielen Developer-Team entwickelt und integriert werden. Standardisierte APIs und eine zentrale Plattform reichen aus, um relativ flexibel neue Module wie z.B. eCommerce, Social Media oder einen Analytics-Dienst, zu konzipieren und anzudocken. Nutzer- und Rechtemanagement, Kunden- und Transaktionsdaten werden standarisiert als Service bezogen und integriert.
DevOps als Imperativ
Im Sinne eines „DevOps“-Ansatzes wachsen Entwicklung und Betrieb der Portal-Funktionen stärker zusammen. Die Analyse und Optimierung der Performance kann in diesen Architekturen individuell für jeden Service erfolgen, was Zielkonflikte auflöst und hilft Ressourcen sinnvoll einzusetzen. So lassen sich die Anforderungen an Rechenleistung, Hauptspeicher oder Bandbreite in einer modernen Micro-Services-Architektur im Cloud-Betrieb für jeden einzelnen Dienst feinjustieren, während man im traditionellen Modell alle Systemressourcen nach oben ziehen musste.
Gleiches gilt auch für die nächste Generation der Content Management Systeme (CMS), die sich immer stärker zu sogenannten „Customer Experience Management“-Lösungen entwickeln und vornehmlich die Optimierung des individuellen Nutzererlebnisses im Auge haben. Um Inhalte, Funktionen und Daten nutzerindividuell und geräteabhängig auszuliefern, müssen auch CMS-Systeme deutlich flexibler werden. Ebenso differenziert sich das Content Lifecycle Management aus und die Einbindung externer Inhalte wird zum Standard. Detaillierte Analytics- und Content-Tracking-Funktionen sind demnach Pflicht für moderne CMS-Systeme.
Abschließend kann festgestellt werden, dass mit der Professionalisierung der Online Portal-Aktivitäten in den Konzernen im Kontext der Digitalisierung meist auch ein Wechsel ihrer Portal- und Plattformstrategien einhergeht. Weg von trägen Monolithen hin zu flexiblen und offenen Plattformen. Da derzeit rund 26 Prozent der Unternehmen auf Portaltechnologien aufsetzen, die älter als drei Jahre sind, kann in den kommenden Jahren von einer hohen Wechselbereitschaft ausgegangen werden.
Welche Anforderungen aus Kundensicht an die neuen Portale gestellt werden, welchen Stellenwert das Betriebsmodell einnimmt und welche Rolle das DevOps-Konzept in Zukunft spielen wird, lesen Sie im Strategiepapier „ Online Portale: Drehscheibe der Digitalisierung“.