IoT-Plattformauswahl als strategischer Erfolgsfaktor
Das „Internet der Dinge“ (IoT) hat die europäischen Unternehmen mittlerweile fest im Griff. Die Frage, wie sich Produktions-, Logistik- und Wertschöpfungsketten mittels Sensorik und intelligenter Analysemechanismen weiter optimieren oder zu neuen Business Modellen kombinieren lassen, treibt gerade die Technologie- und Industrieunternehmen um („Industrie 4.0“).
Doch die Mehrheit der Entscheider tut sich derzeit noch schwer, wenn es um die Planung, technische Konzeption und die konkrete Umsetzung von IoT- und Industrie 4.0-Projekten geht.
Da auch Industrieunternehmen und Automobilkonzerne verstärkt mit eigenen Lösungen und IoT-Tochterfirmen (z.B. Bosch SI, GE Digital etc.) am Markt auftreten, verändern sich Markt- und Wettbewerbslandschaft in einem rasanten Tempo.
Hinzu kommt, dass die globalen Cloud-Anbieter, wie AWS, Microsoft, IBM etc., ihre Plattformen in hohem Tempo um IoT-Processing- und Analytics-Funktionalitäten ausbauen und den traditionellen Software-Anbietern auch hier Konkurrenz machen.
Für Entscheider in den Unternehmen wird es zur langfristigen Konzeption von IoT-Strategien und deren erfolgreicher Umsetzung in den kommenden Jahren unabdingbar sein, ihre Planungen an die sich verändernden Wertschöpfungsketten und Marktbedingungen anzupassen. Denn immer mehr Unternehmen stehen derzeit an einem Übergang von der Umsetzung erster IoT-Prototypen und MVPs hin zum produktiven Betrieb und der Skalierung strategisch relevanter IoT-Lösungen.
Somit rückt die Frage des „Make or Buy“ und die Auswahl der richtigen IoT-Plattform bzw. IoT-Software in den Fokus und wird zum Erfolgsfaktor für all diejenigen, die mit IoT ernsthaft Geld verdienen wollen. Denn sind IoT-Plattformen einmal als strategische Komponente in den komplexen IoT-Architekturen und -Geschäftsprozessen integriert, gibt es erst mal kein Zurück mehr. Das Design und die Auswahl hat somit definitiv strategischen Charakter.
Aufgaben des IoT-Projektmanagements und der IoT-Plattformauswahl
Um IoT-Projekte erfolgreich zu managen, sind eine Reihe an Aufgaben und Herausforderungen zu bewältigen. Die Unterstützung seitens des Senior Managements und ein entsprechendes Budget vorausgesetzt, müssen sich Digitalisierungs- und IT-Entscheider daranmachen, ihr IoT-Projekt möglichst gut zu planen (Konzept, Use Cases, Business Value) und im Rahmen von Proof-of-Concepts zu verproben. Dem initialen Testen, anhand von Prototypen, kommt dabei ein wichtiger Stellenwert zu. Denn nur so lassen sich die Anforderungen an Konnektivität, Sicherheit, Datenhandling und Systementwurf der IT-Architektur spezifizieren und überprüfen. Im produktiven Betrieb, wenn die Systeme hochskalierend große Mengen an Sensor- und Logdaten verarbeiten müssen, sind Korrekturen risikoreich und teuer.
Sind die strategische Konzeption und der Grobentwurf des Systemdesigns bzw. der Architektur abgeschlossen, stellt sich die wichtige Frage hinsichtlich der IoT-Plattform- und Softwareauswahl. So müssen die Unternehmen entscheiden, ob sie auf eine Eigenentwicklung vertrauen oder eine fertige IoT-Software-Plattform einsetzen wollen.
Vor dem Hintergrund der hohen Komplexität und dem breiten Funktions- und Anforderungsspektrum in Kombination mit einem schnellen „Time-to-Market“ fokussiert sich die Mehrheit der deutschen und europäischen Unternehmen derzeit auf den Einsatz von etablierten IoT-Software-Plattformen oder auf eine Kombination aus fertigen IoT-Softwarelösungen und IoT-Infrastruktur- und Plattform-Diensten der großen Cloud Provider. In der Zukunft werden nach Einschätzung von Crisp Research mehr und mehr Unternehmen dazu übergehen, die höherwertigen und branchenspezifischen Komponenten ihrer IoT-Plattformen eigenständig zu entwickeln, um sich zu differenzieren und einen größeren Teil der Wertschöpfung direkt zu kontrollieren. Die Nutzung von Cloud-Plattformen und fertigen IoT-Softwarelösungen erfolgt dann vor allem im Bereich der Infrastruktur und der generischen IoT-Funktionalitäten. Dennoch muss eine Eigenentwicklung realistisch eingeschätzt und vor allem die technologischen Risiken genau betrachtet werden.
Welche einzelnen Kriterien und Überlegungen bei der Evaluierung und Selektion der entsprechenden IoT-Software-und IoT-Plattform-Anbieter eine Rolle spielen sollten, wird im zweiten Teil des Analyst Views diskutiert.
Nach der Auswahl einer geeigneten IoT-Software-Plattform geht es für die Unternehmen an die Implementierung und die Integration der entsprechenden Lösung. Da es sich bei den meisten IoT-Projekten um Vorhaben mit einer hohen Innovationsdynamik handelt, ist davon auszugehen, dass auch im laufenden Betrieb immer wieder neue Features entwickelt und „produktiv“ genommen werden müssen. Die Anforderungen an den IT-Betrieb einer IoT-Lösung sind somit sehr hoch, da hier maximale Ausfallsicherheit, Skalierung und Agilität aufeinandertreffen.
Hinzu kommt, dass die internen IT-Dienstleister oder externen Managed Service Provider, die für den laufenden Betrieb einer IoT-Lösung verantwortlich sind, auch für deren Absicherung gegenüber Störungen und Angriffen sorgen müssen, um die digitalen Geschäftsmodelle nicht zu gefährden und das in das Unternehmen gesetzte Vertrauen nicht zu enttäuschen. Die jüngsten DDoS-Attacken, die über gekaperte IoT-Netzwerke die Webseiten und Rechenzentrumsinfrastrukturen großer amerikanischer und europäischer Firmen lahmgelegt haben, geben einen Ausblick auf die zukünftigen Herausforderungen. Diesen steht ein enormes Geschäfts- und Innovationspotenzial gegenüber, welches die Unternehmen und ihre Digitalisierungsverantwortlichen unbedingt adressieren wollen.
Erfahren Sie in Teil 2 unseres Analyst View mehr über die konkreten Auswahl- und Bewertungskriterien von IoT-Softwarelösungen und IoT-Plattformen.