Tech Updates

Published on Oct 21, 2011

Der Einfluss des Cloud Computing

Cloud Computing steht für den nächsten Paradigmenwechsel in der IT. Jedoch führen der flexible und auf Basis des Verbrauchs abgerechnete Bezug von Ressourcen ebenfalls zu Einflüssen, denen sich Unternehmen stellen müssen.
Cloud Computing bietet Unternehmen eine Vielzahl von Vorteilen in Bezug auf die Art der Nutzung von IT-Ressourcen wie Hard- und Softwaresysteme. So sind Unternehmen im Normalfall für die Wartung der Systeme alleine verantwortlich, was zu hohen Aufwendungen in Zeit und Kapital führt. Durch den Einsatz von Cloud Computing konzentriert sich ein Unternehmen ausschließlich auf den eigentlichen Unternehmenszweck und bezieht die dafür benötigten Ressourcen. So stehen einem Unternehmen quasi unendliche Speicherkapazitäten zur Verfügung, welche Sie auf Grund der hohen Investitionskosten alleine nicht hätten aufbauen können. Dasselbe gilt für das Mitwachsen der IT mit dem Unternehmen. Neue Mitarbeiter erfordern neben der Vergrößerung der Büroflächen ebenfalls die Erweiterung der IT-Infrastruktur, was implizit dazu führt, dass ebenfalls das Wartungspersonal der Infrastruktur im Laufe der Zeit mitwachsen muss.

Wandel von fixen zu variable Kosten

Neben den technischen Vorzügen, die Cloud Computing gegenüber einer eigenen IT-Infrastruktur bietet, stehen auch die finanziellen Vorteile im Vordergrund, die intensive Auswirkungen auf die Kostenstruktur eines Unternehmens mit sich bringen.
Während des Betriebs einer eigenen Infrastruktur oder eines Rechenzentrums befindet sich ein Unternehmen in der Situation während der Anschaffung von Hard- und Softwaresystemen in Vorleistung zu gehen und darüber hinaus weitere Investitionen und Kosten für den Betriebsaufwand zu übernehmen. Die Kostenstruktur des Unternehmens wird damit durch einen enormen Fixkostenblock belastet. Kapital, das fest und auf einen langen Zeitraum hinweg investiert wird.
Cloud Computing Anbieter dagegen investieren gezielt in ihre Infrastruktur, um diese anschließend als Dienstleistung anzubieten. Das Unternehmen reicht seine Kapitalaufwendungen somit an den Cloud Computing Anbieter weiter und bezahlt nur für den Betriebsaufwand, also die tatsächlich genutzten Ressourcen. Das entlastet die Kostenstruktur des Unternehmens, wodurch der Fixkostenblock verkleinert wird und fixe zu variablen Kosten transformiert werden. Die Kapitaldifferenz steht damit für andere Aufwendungen und Projekte zur Verfügung.
Cloud Computing bietet neben der Variabilisierung der Kosten aber deutlich mehr Vorteile und Möglichkeiten. Es ermöglicht Unternehmen den Wandel zu einer flexibleren Organisation und stärkt damit die Agilität.

Erhöhung der Agilität

Mit dem flexiblen Bezug und der bedarfsgerechten Abrechnung der tatsächlich genutzten Ressourcen sind Unternehmen in der Lage agiler auf die aktuellen Anforderungen reagieren zu können. Das betrifft zum einen den Markt, in dem sich das Unternehmen bewegt und zum anderen die eigenen Mitarbeiter, deren Anforderungen an Ressourcen für die Umsetzung neuer Ideen stetig wächst. Eine Studie von CA ergibt, “[…] dass IT-Profis davon ausgehen, dass Cloud Computing die Agilität (63 Prozent), die Innovation (58 Prozent) und die Zusammenarbeit mit dem Geschäftsbereich (57 Prozent) beschleunigen und vorantreiben.”
Dass ebenfalls der Zusammenarbeit mit den Geschäftsbereichen von den IT-Profis ein hoher Stellenwert beigemessen wird, ist nicht verwunderlich. So gilt die Agilität als eine kontinuierliche und enge Abstimmung zwischen den Geschäftsbereichen und der IT.
So ist es nur eine logische Konsequenz, dass die aus der Nutzung des Cloud Computing gewonnene Agilität zur Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen führt. Das liegt unter anderem darin begründet, dass sich die IT-Mitarbeiter nicht mehr um die tiefgreifenden Details der IT kümmern müssen, die erforderlich sind, wenn ein neues Projekt initiiert wird und dadurch mehr Zeit gewinnen. Dazu gehören bspw. die Beschaffung neuer oder weiterer Serverressourcen oder die Verwaltung des Projektpersonals (Rechtevergabe, Aufnahme in Projektgruppen etc.).
Die Agilität wird zudem dadurch weiter unterstützt, indem mehr ungebundenes Kapital zur Verfügung steht, welches sonst fix und auf eine langen Zeitraum in die IT-Infrastruktur investiert worden wäre. Diese Kapitalressourcen stehen nun neuen Ideen und Projekten zur Verfügung, auf die Mitarbeiter zurückgreifen können um den Status des Unternehmens zu festigen und weiter auszubauen.

Konzentration auf die Kernkompetenzen

Durch die Nutzung des Cloud Computing versetzen sich Unternehmen in die Lage, sich nicht mehr selbst um die Installation, Wartung und Pflege ihrer IT-Infrastruktur kümmern zu müssen. Stattdessen können sie sich auf ihre Kernkompetenzen fokussieren, was vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen von besonderem Interesse ist, da diese im Vergleich zu einem großen Unternehmen in der Regel über ein geringes IT-Budget verfügen. Zudem erhöhen Sie ihre Flexibilität im Kerngeschäft, da die benötigten Anforderungen an und durch die IT schneller umgesetzt werden können.
Unternehmen konzentrieren sich somit auf ihren eigentlichen Unternehmenszweck und nutzen die IT lediglich für die Umsetzung ihrer Ziele. Das kommt auch den IT-Abteilungen entgegen, die oft in der Kritik stehen, keinen konkreten Wertbeitrag in das Unternehmen einfließen zu lassen. Auf Basis schnell verfügbarer Ressourcen können die IT-Abteilungen zusammen mit den Fachbereichen neue Anwendungen entwickeln, die bei der Umsetzung der Kernkompetenzen helfen und das Unternehmen damit nachhaltig und messbar unterstützen.

Erzielen von Wettbewerbsvorteilen

Mit dem Einsatz von Cloud Computing müssen sich Unternehmen nicht mehr um den Betrieb und die Wartung der IT-Infrastruktur (Hardware und Software) kümmern. Das führt dazu, dass die Zeit und personellen Ressourcen, die dadurch freigesetzt werden, damit gezielt auf das eigentliche Vorhaben konzentriert werden können. Hinzu kommt, dass Ressourcen deutlich schneller bezogen werden können, wodurch Ideen schneller umgesetzt und die Laufzeit von IT-Projekten verkürzt wird. So wird der Time to Market von IT-basierten Produkten beschleunigt. Mit der flexiblen Anpassung der IT-Ressourcen kann des Weiteren umgehend auf neue Kundenwünsche oder neue Marktverhältnisse reagiert werden.
Einen weiteren Wettbewerbsvorteil erhalten Unternehmen durch die zeit- und ortsunabhängige Zusammenarbeit ihrer Mitarbeiter. Durch den Einsatz bspw. von SaaS über einen Webbrowser oder das Speichern von Dokumenten in der Cloud mittels Storage-as-a-Service ist die Kollaboration nicht mehr auf eine Stadt, ein Land oder einen Kontinent beschränkt. Somit haben Unternehmen nun die Möglichkeit, weltweit die besten Mitarbeiter zu rekrutieren ohne diese aus ihrem gewohnten Umfeld herausreißen zu müssen.

Neustrukturierung von Geschäftsprozessen

In der Cloud steht Unternehmen ein riesiger Marktplatz mit einer Vielzahl von Services zur Verfügung, mit denen ganze Geschäftsprozesse oder nur Teile unterstützt werden können. So ist es durchaus vorstellbar, dass ein Unternehmen seine gesamten Prozesse in die Cloud verlagert und nur dann aktiv nutzt, wenn diese benötigt werden. Das kann sogar soweit führen, dass ein vollständiger Geschäftsprozess innerhalb der Cloud über mehrere Anbieter hinweg verteilt abgebildet wird. Vorstellbar wäre, dass ein Anbieter den Teilprozess A verarbeitet, ein weiterer den Teilprozess B. Ein dritter Anbieter verarbeitet den Teilprozess C und nutzt dabei die Teilprozesse A und B. Oder es wird eine Vielzahl voneinander unabhängiger Services von unterschiedlichen Anbietern verwendet, die zu einem einzigen Service integriert werden. Der Komplexität sind keine Grenzen gesetzt. Ein vermeintlich trivialeres Beispiel hingegen wäre, dass die Daten bei einem Anbieter A gespeichert sind und ein Anbieter B soll diese Daten verarbeiten.
Speziell im Bereich der Logistik werden bereits jetzt viele Teilprozesse unabhängig voneinander integriert. So stehen einem Versandhaus bspw. die Lager vom Unternehmen I und II zur Verfügung, das Schiff von Unternehmen III, die LKWs von den Unternehmen IV, V und VI, die Rechnungsabwicklung von Unternehmen VII sowie die Archivierungsprozesse von Unternehmen VIII.
Das Cloud Computing Konzept kann auf Grund seiner quasi unendlichen Viehlzahl an Services dabei noch deutlich komplexer werden und über den Ansatz des traditionellen IT-Outsourcing weit hinausgehen.
Die Cloud ist daher eine ideale Umgebung, in der Unternehmen die eigenen Geschäftsprozesse bereitstellen können, um diese gezielt spezifischen Märkten und Kunden anzubieten. Dabei stellt das Business Process Management (BPM) die Grundlage für die Bereitstellung dieser Prozesse über die Cloud dar. Mittels BPM erstellen mehrere Unternehmen gemeinsam einen auf eine spezielle Kundengruppe zugeschnittenen Geschäftsprozess. Ein BPM System ist dann für die Überwachung und das Messen der Performanz der unternehmensübergreifenden Geschäftsprozesse zuständig und stellt allen Parteien Echtzeitinformationen zur Verfügung, um den jeweiligen Teilprozess so zu justieren, dass der Gesamtprozess optimal genutzt werden kann.
Die Studie im Auftrag von CA ergab, “[…] dass die IT zunehmend die Form einer Lieferkette (Supply Chain) annimmt. Das traditionelle Supply Chain-Modell kommt aus der Fertigung. Dort werden für die Lieferung von Gütern und Dienstleistungen an die Kunden verschiedene Ressourcen – Technologie, Prozesse, Güter, Services und Personal – in logischer Weise organisiert. Im Rahmen der Migration von Applikationen, Infrastruktur und sogar von Geschäftsprozessen in die Cloud, werden nun auch IT-Abteilungen zu den Managern einer IT-Lieferkette. Dabei nutzen IT-Manager verschiedene interne und externe Ressourcen mit dem Ziel, das Unternehmenswachstum voranzutreiben.”

IT-Abteilungen müssen sich verändern

Der Ansatz und die Konzepte des Cloud Computing beeinflussen auch insbesondere die IT-Abteilungen der Unternehmen, an denen es nun liegt, entsprechende Lösungen in die IT-Strategie des Unternehmens einfließen zu lassen.
Die CA Studie legt offen, dass mehr als die Hälfte der Teilnehmer (54%) der Meinung ist, “[…], dass der aktuelle Wert der IT größtenteils durch ihre Aufgabe als Betreiber der IT-Infrastruktur definiert ist. Die Befragten gehen jedoch davon aus, dass innerhalb der nächsten zwei Jahre die Hauptrolle der IT in der Verwaltung der IT-Supply Chain liegen wird. 50 Prozent gaben an, dass eine Zunahme der cloud-basierten Services – besonders der bisher intern verwalteten – zu dieser Entwicklung beiträgt.”
Nach Christian Wirth wird es in Zukunft Service-Manager geben, die nicht nur zwischen den Geschäftsbereichen und der IT vermitteln müssen, “[…] sondern sich darüber hinaus auch mit verschiedensten Fragen auseinandersetzen, die durch die Einführung von Cloud Computing eine neue Dimension erlangen.“
So ist laut Wirth der Service-Manager neben der Sicherheit der Daten ebenfalls für die Anforderungen an die Compliance, die Einhaltung der SLAs sowie die Zuverlässigkeit und die Performanzsicherstellung des Cloud Service verantwortlich. So muss der Service-Manager, “[…] im Cloud-Zeitalter beim Überprüfen der Performance die Perspektive der Endanwender einnehmen können, um sicherzustellen, dass sie stabilen Zugriff auf Anwendungen haben, die vollständig oder teilweise in die Cloud ausgelagert wurden. Liegt ein Problem außerhalb des Unternehmensnetzes, ist es zudem entscheidend, schnell zu ermitteln, ob es grundsätzlich in bestimmten Regionen oder nur bei bestimmten Internet-Providern auftritt.”
Die oben genannten Veränderungen werden mit der Studie von CA nochmals bekräftigt. „Da die IT-Abteilungen sich von einer Owner- und IT-Betreiber-Infrastruktur zum Manager komplexer interner und externer Services auf mehreren Plattformen wandeln, stehen CIOs vor der Aufgabe, den Wert der IT für das Business neu zu definieren“, […] „Diese Veränderung schafft für IT-Fachkräfte interessante Möglichkeiten, ihre Fähigkeiten zu erweitern und zum strategischen Berater des Unternehmens zu werden.“
Zudem nennt die Studie konkrete Berufsbezeichnung und Rollen für das Zeitalter des Cloud Computing. Dazu gehören:

  • Cloud Architekt
  • Cloud Service Manager
  • Cloud Integrationsspezialist und -Experte
  • Cloud Security Manager und -Ingenieur
  • Director Cloud Infrastructure
  • Executive Vice President of Cloud Technologies

Anwendungen für die Cloud

Greift ein Unternehmen auf Services aus der Cloud zurück, verwendet es in erster Linie das Konzept des Software-as-a-Service, also der Nutzung von Applikationen über einen Webbrowser. Hier gilt es daher die Entscheidung zu treffen, welche Anwendungen aus der Cloud genutzt und welche weiterhin lokal betrieben werden sollen. Im Falle eines Startups ist die Entscheidung nicht so schwierig, da die Software mit dem Unternehmen langsam mitwachsen kann. Zudem werden unnötige Investitionen in Lizenzen, die Wartung, Installation etc. vermieden. Bei einem renommierten Unternehmen mit einer vorhandenen IT-Infrastruktur und zahlreichen lokalen Softwareinstallationen gestaltet sich die Entscheidung etwas schwieriger. So existieren Anwendungen und ihre Eigenschaften, die prädestiniert dafür sind, in eine Cloud Computing Infrastruktur ausgelagert zu werden bzw. über die Cloud genutzt zu werden.
Dazu gehören zum einen Stand-Alone Anwendungen, bei denen das Risiko für das Unternehmen sehr gering ist. Das betrifft den Ausfall des Systems oder den Diebstahl bzw. die Kompromittierung von Daten. Weiterhin sollten Anwendungen in Betracht gezogen werden, die nur schwer zu berechnende und sehr volatile Datenmengen verarbeiten. Dazu gehören ebenfalls genauso Test- und Entwicklungsplattformen wie Anwendungen, bei denen viele externe Unternehmen gemeinsam auf Informationen zugreifen und miteinander in einer Wertschöpfungskette kollaborieren.